So blicken Sie durch und lösen Blockaden auf

Gewinnen Sie an Sicherheit, wenn es um Veränderungen geht: indem sie durchblicken, was in Ihrem Gehirn los ist. So sind Sie in der Lage, an einigen Stellschrauben zu drehen. Oder anders ausgedrückt: Sie können Ihr Denken oder Ihre Einstellungen verändern. Es kann ja sein, dass Sie in Automatismen reinrutschen, die in der Vergangenheit einen Sinn hatten, heute aber eher hinderlich sind.

Für mich ist es immer enorm hilfreich, wenn ich Zusammenhänge und Wechselwirkungen erkennen kann. Deswegen bin ich ja ein Hirnfan geworden. Zu wissen, was da unter meiner Schädeldecke passiert und wie ich das mit beeinflussen oder steuern kann. Insbesondere dann, wenn es darum geht etwas zu verändern.

Ob es nun Gewohnheiten sind, die Sie ändern wollen oder ob Sie mit etwas Neues starten wollen. Vielleicht wollen Sie einfach nur wissen, warum Sie manchmal in der Grübelfalle landen und es so schwer ist, da wieder herauszukommen.

Wenn ich etwas verstehen will, mache ich mir ein Bild davon. Und anhand dieser Visualisierung möchte ich Ihnen erklären, was es an Zusammenhängen und Wechselwirkungen gibt. (Wer genau wissen will, um welches Modell es sich hier handelt, es orientiert sich an der PSI-Theorie von Julius Kuhl).

4 Netzwerke des Gehirns

Es gibt so viele Gründe, etwas verändern zu wollen

Sie wollen gesünder leben – sich mehr bewegen oder gelassener werden? Sie wollen im Beruf weiterkommen und machen sich Gedanken über eine Weiterbildung – sind sich aber noch unsicher, ob Sie das alles packen werden. Vielleicht ist es auch so, dass eine Veränderung von außen kommt: Endlich ist das neue Firmengebäude fertig gestellt. Sie ziehen um, neue Räumlichkeiten neue Arbeitsplätze – ein ganz anderes Umfeld als gewohnt. Ihre Freunde sagen: „Das ist doch ein toller Arbeitsplatz!“ Sie und Ihre Kollegen betrachten das erst einmal ziemlich skeptisch.

Ob eine Veränderung gelingt oder nicht hängt davon ab, wie die verschiedenen neuronale Netzwerke in Ihrem Gehirn zusammenspielen – der Idealzustand – oder sich gegenseitig blockieren. Da spielen Ihre Emotionen mit rein. Diese wiederum sind das Ergebnis Ihrer Einstellung.

  • Sind sie generell offen für eine ganz neue Arbeitsumgebung?
  • Haben Sie, wenn Sie sich mehr bewegen wollen, überhaupt Freude an Bewegung?

Verständlich, dass eine gute, positive Stimmung hier förderlich ist, hingegen eine negative Stimmung oder viele Grübeleien oder Bedenken dies enorm beeinträchtigen können.

Lernen Sie, mit Ungewissheiten besser klarzukommen

Das Neue bedeutet erst einmal Ungewissheit. Wenn Sie eine Weiterbildung machen wollen – Sie können ja vorher nicht wissen, wie Sie das hingekommen werden. Zu viele Komponenten, die entweder noch gar nicht gedacht oder die Sie gar nicht beeinflussen können.  Zweifel – war das wirklich eine gute Entscheidung? – oder Frustration werden nicht ausbleiben. Aus diesem Grund ist es gerade bei Veränderungen enorm wichtig, wenn nicht sogar notwendig, zu wissen, wie Sie mit Frust und negativen Gedanken umgehen können.  Der Klassiker dabei sind negative, selbstabwertende Gedanken, die Sie ganz plötzlich überfallen können.  Dazu später mehr.

Wie Sie Blockaden umgehen – ohne Emotion keine Motivation

Ihre Ziele erreichen Sie, wenn diese für Sie Sinn und Bedeutung haben. Dann sind Ihre Emotionen mit dabei, das ist Ihr Treibstoff! Ohne Emotion keine Motivation, dann wird es zäh. Liegt ihr Ziel in sehr weiter Ferne, dann sind Zwischenziele eine Möglichkeit, um auf Dauer dran zu bleiben und mit Motivationslöchern besser klar zu kommen.

Wenn Sie sich über Ihre Ziele und Motivation unsicher sind, oder sich nicht entscheiden können, lohnt es sich, das einmal genauer anzuschauen. Vielleicht sind Sie motiviert, haben aber noch kein Ziel. Oder Sie haben ein Ziel, zweifeln

1 – Das Planungsnetzwerk

Ihre Ziele und Pläne, wie Sie dahinkommen, wo Sie hinwollen

Planungsnetzwerk

„Mit dieser Fortbildung komme ich endlich aus diesem ungeliebten Job heraus!“ „Es ist höchste Zeit, etwas für meine Gesundheit zu tun!“  Klingt schon mal nach einem guten Ziel. Um das zu erreichen, brauchen Sie einen Plan. Also erst einmal eine Entscheidung, welche Weiterbildung für Sie passt und wie sie es zeitlich alles unterbringen können.

Wenn es um die Gesundheit geht, ist es genauso. Was genau wollen Sie denn tun, wo besteht konkret Handlungsbedarf? Hier aktivieren Sie den linken, Präfrontalen Cortex (der befindet sich hinter Ihrer Stirn). Den brauchen Sie immer dann, wenn Sie komplexe Gedankengänge haben. Indem Sie über Probleme nachdenken, verschiedene Optionen abwägen, Entscheidungen treffen und dabei Ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren wollen. Aber Vorsicht – mit zu vielen Fakten und Informationen überfrachten Sie es sehr schnell!

Verbinden Sie Ihre Emotionen mit Ihrem Ziel

Dieses Netzwerk sorgt auch dafür, dass Sie Ihre Emotionen wahrnehmen und mit dem Ziel vereinbaren können. Stellen Sie sich vor, dass Ihnen ein Bekannter sagt:“ Schau doch endlich mal, wie du beruflich weiterkommst!“ Sie interessiert das aber gar nicht, weil Sie alles so in Ordnung finden, wie es ist. Verständlich, dass Ihre Emotionen hier nicht involviert sind. So nach dem Motto: ‚Kann man machen, kann man auch bleiben lassen‘.

Wenn Sie tatsächlich und willentlich ein Ziel verfolgen, brauchen Sie Ihre Emotionsregulierung. Es wird immer wieder ein Auf und Ab Ihrer Motivation geben. Sie wollen sich, wie im Beispiel erwähnt, endlich mehr bewegen. Dazu haben sich vorgenommen, nach der Arbeit eine Runde laufen zu gehen. Sie kommen nachhause und registrieren, dass Sie nach einem anstrengenden Tag keine große Lust mehr dazu haben. Vielmehr lockt das Sofa! Wenn Sie jetzt in der Lage sind, Ihre Emotionen zu steuern und zu regulieren, dann können Sie diesen Impuls (Sofa) erst einmal zurückzustellen und doch eine kleine Runde laufen.

Je konkreter der Plan, desto wahrscheinlicher die Umsetzung

Noch besser ist es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort in die Aktivität zu kommen! Da hilft Ihnen zum Beispiel der Plan, sich jeden Montag und jeden Mittwoch um 18:00 Uhr für 1 Stunde zu bewegen. Ein konkreter Plan mit festen Terminen entlastet ihr Gehirn. So können Sie sich mit voller Energie Ihren Zielen widmen. Immer dann, wenn Ihnen dieser Aufschub (erst bewegen, dann das Sofa) gelungen ist, stärkt das Ihre Emotionsregulierung. Das gilt auch für andere Situationen, in denen Sie nicht dem spontanen Impuls folgen, sondern stattdessen tief durchatmen und dann besonnen reagieren.

Dieses Planungsnetzwerk aktivieren Sie natürlich auch dann, wenn Sie etwas Neues lernen. Sie sind konzentriert, denn Sie haben ja ein Ziel, was Sie erreichen wollen. Sie achten darauf, dass Sie komplexe Gedankengänge – wie zum Beispiel diesen Text – aufnehmen und verstehen können.  Dazu schließen Sie Ablenkungen aus, setzen sich ein festes Zeitfenster, indem Sie lernen werden oder schließen sich gleich einer Lerngruppe an.

2. Das intuitive Netzwerk 

Gewohnheiten und Routinen – das Energiesparprogramm!

Intuitives Netzwerk

Dieses Netzwerk brauchen Sie für alles, was gewohnheitsmäßig und routinemäßig abläuft. Das bedeutet, Sie brauchen da nicht nochmal drüber nachzudenken. Etwa das Autofahren. Es ist automatisiert, Sie lenken, schalten, blinken und bremsen. Es läuft sicher und zuverlässig im Hintergrund ab. Das gilt für x-Abläufe in Ihrem Alltag.

Dazu gehören leider auch Gewohnheiten, die Sie sich abgewöhnen bzw. durch neue ersetzen wollen. Dadurch, dass diese unsichtbar im Hintergrund ablaufen, sind Ihnen diese nicht bewusst. Das ist die Crux, wenn Sie etwas anders machen wollen als üblich – ganz fix rutschen Sie wieder in die Routine zurück. Abgesehen davon fühlen sich Gewohnheiten – 100.000 Mal durchgeführt – so super vertraut an. Der Weg zur Arbeit, bei dem Sie ihre Gedanken schweifen lassen können. Und trotzdem kommen Sie sicher an, ohne irgendetwas bewusst wahrgenommen zu haben.

Genauso sind viele Abläufe in bei Ihrer Tätigkeit automatisiert. Wenn Sie jedesmal erst nachschauen müssten, wo die Buchstaben auf Ihrer Tastatur sind – oder wo Sie bestimmte Dateien abgelegt haben, es würde alles ewig lang dauern.

Runter von der Autobahn zu einem neuen Trampelpfad

Gewohnheiten sind wie eine sechsspurige Autobahn in Ihrem Gehirn. Eine Gewohnheit zu verändern bedeutet, dass Sie neben dieser sechsspurigen Autobahn einen neuen Trampelpfad anlegen. Verständlich, dass Sie schnell wieder auf der Autobahn landen. Hier ist es hilfreich, dass Ihnen diese Automatismen bewusst sind. Für neue Abläufe brauchen Sie Ihr Planungsnetzwerk. Das, was Sie verändern wollen, darf nicht zu komplex sein oder gar mit viel Unsicherheit verbunden sein. Hier gilt das Gesetz der kleinen Schritte und eine Portion Ausdauer: „Ich will jetzt diesen Trampelpfad genau so und so nutzen. Ich weiß, dass ich jetzt nicht so schnell sein kann. Aber es lohnt sich, dranzubleiben!“ Denn nach und nach wird aus dem Trampelpfad eine Straße und in Zukunft wieder eine Autobahn. Und damit eine neue Gewohnheit.

Der Suchscheinwerfer Ihres Gehirns

In diesem Netzwerk verarbeitet Ihr Gehirn eine Unmenge von Wahrnehmungen, die Ihnen überhaupt nicht bewusst sind – siehe das Beispiel vom Autofahren. Es ermöglicht Ihnen, in vielen Situationen schnell und sicher zu reagieren. Da hier in diesem Netzwerk viele Informationen unbewusst verarbeitet werden, finden hier (unbemerkt von ihrem planerischen Netzwerk) viele Suchprozesse statt. So kann es sein, dass Ihnen plötzlich eine Anzeige oder ein Artikel auffällt, der genau zu Ihrem angestrebten Ziel passt. Welch Zufall, könnte man meinen. Doch es ist so, dass ihr Gehirn ja weiß, was Sie wollen und den Suchscheinwerfer daraufhin ausrichtet. Ihr Gehirn bereitet sozusagen im Hintergrund (Back-Office) schon mal den Weg zu Ihrem Ziel vor. Ich finde, das ist eine coole Sache, oder?

Wie Sie Blockaden umgehen – Geduld!

Nutzen Sie die Macht der Gewohnheiten im positiven Sinne, damit sie Ihre Zielerreichung unterstützen. Wenn Sie alte Gewohnheiten durch neue ersetzen wollen, machen Sie dies in kleinen Schritten, immer auf die gleiche Art und Weise. So entsteht eine neue Routine. Das braucht Zeit! Die Erwartung an sich selbst ist oft so, dass etwas in null Komma nichts klappen sollte. Ihr Gehirn allerdings braucht eine Weile, denn es muss ja neue Verknüpfungen bilden (das sind die Trampelpfade!). Das kann schon mal 30 Tage dauern, bis sich das Neue so halbwegs vertraut anfühlt.

Eine kleine Atempause für Ihr Netzwerk

Übrigens, dieses Netzwerk profitiert von Mini–Auszeiten, kleinen Ritualen, die Ihnen Energie geben. Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um Ihren Kaffee oder Tee in aller Ruhe zu genießen. Wenn Sie draußen in der Natur sind, nehmen Sie bewusst wahr, was Sie sehen oder hören. Oder konzentrieren Sie sich für ein oder zwei Minuten nur auf Ihren Atem und sonst nichts!

Einfacher gesagt als getan, ich weiß. Aber lohnenswert, es einmal auszuprobieren. Übrigens, unser Gehirn ist nur durch Erfahrungen zu überzeugen. Einmal ist da meistens zu wenig. Es gilt ja, erst für sich einen Weg zu finden und danach zu reflektieren, wie sich das Neue und noch Unbekannte anfühlt.

Mehr dazu in Teil 2, da geht es genau mit dem Erfahrungsnetzwerk und dem Prüfnetzwerk weiter!

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