Ständig online und am Handy – das macht was mit Ihnen!
An einem Sonntagmorgen bin ich mal kurz zusammengezuckt, als ich in den Nachrichten das Ergebnis einer Studie der Postbank hörte. Sie und ich sind im Durchschnitt 69 Stunden pro Woche online, zwei Stunden weniger als im Vorjahr. Menschen zwischen 18 und 39 Jahren bringen es auf 85 Stunden pro Woche. Davon verbringen wir durchschnittlich sogar 4,5 Stunden am Tag mit dem Handy.
Wenn ich von 40 Wochenarbeitsstunden ausgehe, bleiben locker gerundet 30 Stunden online, die privat genutzt werden. Davon wird wohl die meiste Zeit am Smartphone verbracht. Zwar planen 17% der Menschen, ihre Internetnutzung weiter zu reduzieren, was ich nur unterstützen kann. Warum? Zuviel Handynutzung erzeugt digitalen Stress und es macht etwas mit unserem mentalen Immunsystem
Inhaltsverzeichnis
Wofür nutzen Sie Ihr Handy hauptsächlich?
Worauf fokussieren Sie sich, wenn Sie das Handy nutzen? Die überwiegende Nutzung sieht so aus: Etwa 70 % nutzen das Handy für soziale Kontakte bzw. Social Media. Ich gehe mal ganz zuversichtlich davon aus, dass die Nutzung von Messengern eher interessant und vor allem positiv ist. Insbesondere dann, wenn um Infos aus dem Freundeskreis geht oder um aus dem Verein zu erfahren, was wann stattfindet. Oder um sich zu verabreden oder schnell mal nachzufragen, wie es dem anderen geht.
Doch fast genauso häufig – zu 67% – wird es zum Lesen von Nachrichten verwendet. Das bewirkt etwas ganz anderes in unserem Gehirn und es wirkt auf die Stimmung.
Wie oft checken Sie Ihren Newsfeed?
Wie oft checken Sie Ihr Handy und schauen automatisch auf den Newsfeed? Einmal pro Stunde? Jedesmal, wenn Sie Ihr Handy sowieso in die Hand nehmen? Wenn Sie häufiger als 7mal am Tag die Nachrichten auf dem Handy checken, steigt die Wahrscheinlichkeit einer negativen Belastung.
Denn irgendwo passiert immer etwas, ob es eine Überschwemmung durch Starkregen ist, in der Politik mal wieder eine hitzige Diskussion geführt wird oder ob in bestimmten Regionen Konflikte bestehen. Wenn etwas in unserem näheren Umfeld passiert, ist dies wesentlich bedeutsamer für uns als etwas, was in einem anderen Land oder gar Kontinent geschieht.
Fakt ist, unsere Aufmerksamkeit wird mit negativen Meldungen geradezu geflutet. Unser Wohlbefinden, unsere Stimmung und unsere Zuversicht hängt mit der Aufmerksamkeit und worauf sie gerichtet wird, zusammen. Viele (und bei 4,5 Stunden Handynutzung am Tag) zu viele negative Meldungen haben Auswirkungen. Sie führen auf Dauer zu Unsicherheit und Ängsten.
Überlassen Sie die Auswahl Ihrem Gehirn?
Wenn wir unserem Gehirn einfach überlassen, was es wahrnehmen will, dann sehen wir fast ausschließlich das Negative. Das ist durchaus sinnvoll, denn es soll uns ja vor Gefahren und Unannehmlichkeiten schützen und unser Überleben sichern. Wenn einer unserer Vorfahren entspannt einem Bär begegnet ist, dann wird er das selten überlebt haben. Wenn er rechtzeitig die Flucht ergriffen hat, wird er tatsächlich zu unserem Vorfahr zählen können. Und dieser Vorfahr wird seine Dorfgemeinschaft schnellstens informiert haben. Vielleicht werden deswegen negative Nachrichten so schnell weitergegeben, um andere vor Unheil und Gefahren zu bewahren.
Natürlich ist es wichtig, sich zu informieren. Aber wie oft? Wie intensiv? Beobachten Sie sich doch einmal, wie es Ihnen nach einer Politik-Talkrunde im Fernsehen geht. Sind Sie entspannt und in positiver Stimmung, dass die Herausforderungen gemeistert werden können? Wahrscheinlich nicht.
Wie ist Ihr Schlaf, wenn Sie kurz vorher noch eine Nachrichtensendung angesehen haben? Das alles führt zu Unsicherheit und Ängsten. Die Zuversicht, dass am Ende eine Lösung für die Probleme gefunden wird, sinkt hingegen. Allzu selten erfahren wir, wie ein Problem schließlich konstruktiv gelöst oder positiv ausgegangen ist.
Die Zukunft ist immer ungewiss!
Wir wissen nicht, was die Zukunft bringen wird. Was sich verändert oder was bleibt. Ein gewisses Maß an Ungewissheit gehört zum Leben mit dazu. Andererseits ist der Wunsch nach Sicherheit und Gewissheit groß. Das können Versicherungen nur zum Teil relativieren.
In unserem Gehirn führt eine Ungewissheit, die zu 50% eintreten kann, zu einem Reizzustand. Das bedeutet, dass es auf weitere negative Nachrichten schneller reagiert. So kann eine immer wiederkehrende Ungewissheit verunsichern und zu Ängsten führen. Bei manchen Menschen äussert sich das in Reizbarkeit, in Gefühlen von Ärger oder Unverständnis oder zunehmende Sorgen um die Zukunft. Als Folge fühlen sich immer mehr Menschen psychisch belastet.
Mit Kleinigkeiten den Umgang mit Ungewissheit trainieren
Hilfreich ist eine gewisse Toleranz im Umgang mit Ungewissheit. Das lässt sich ganz einfach im Alltag trainieren. Öfter mal etwas Neues ausprobieren, von dem Sie noch nicht wissen, wie es ausgeht. Mal im Restaurant ein Gericht wählen, das Sie nicht kennen. Mal einen anderen Weg als den üblichen nutzen. In einen Film gehen, von dem Sie weder die Kritik noch die Meinung von anderen Kinogängern kennen. Setzen Sie sich im nächsten Meeting mal auf einen anderen Platz wie üblich. Ganz nebenbei trainieren Sie übrigens noch Ihre Flexibilität.
Was Sie konkret für Ihr mentales Immunsystem tun können
Dr. Volker Busch, dessen Buch „Kopf frei“ ich gerade lese (und Ihnen wärmstens empfehlen kann), gibt hier viele Anregungen, wie unser mentales Immunsystem gestärkt werden kann. Die vielen negativen Nachrichten bezeichnet er als Infoviren, die unser Gehirn befallen. Der eine Mensch ist anfälliger, ein anderer etwas weniger. Das hängt auch von der aktuellen Verfassung und Stimmung ab. Im gestressten Zustand werden Sie logischerweise anders darauf reagieren als wenn Sie ausgeruht sind.
Bei einer durchschnittlichen Handynutzung von 4,5 Stunden am Tag muss das mentale Immunsystem schon sehr stark sein, um frei von diesen Auswirkungen zu bleiben. Ein bewusster Umgang mit all den News und Facts ist auf jeden Fall notwendig.
Aus einer miesen oder hoffnungslosen Stimmung heraus lassen sich Probleme nur schwer lösen. Sie nehmen diese eher noch intensiver wahr. Auf Dauer kann es sogar zu Lethargie oder Gleichgültigkeit führen. Schlimmstenfalls in eine Depression.
Volker Busch schlägt vor, den Tag oder ein Gespräch immer mit etwas Gutem zu beenden.
Irgend ein Aspekt, ein kleines Erlebnis oder eine Begegnung ist positiv, irgend etwas läuft gut. Und wenn es nur eine kleine Kleinigkeit ist.
Da Negatives vom Gehirn wesentlich stärker wahrgenommen wird und Positives oft unbemerkt durchrauscht, ist ein bewusster Perspektivwechsel Immunstärkend. Richten Sie Blick häufiger auf das, was gelingt. Was schön und erfreulich ist. Auf das, was Hoffnung macht, die Zuversicht stärkt und Sie aufbaut.
Fazit
Unser Gehirn ist plastisch, immer veränderbar und es passt sich an. Wenn Sie einige Wochen lang Ihre Perspektive immer wieder neu ausrichten, werden Sie viele Kleinigkeiten im Alltag finden, die Ihr mentales Immunsystem aufbauen.
Die beste Voraussetzung, um Herausforderungen konstruktiv zu lösen.
Was ist Ihr schöner Moment von heute?
Schreiben Sie mir doch, ich freue ich darauf! mail@margit-reinhardt.de.